Verpennt im Orient: Über 200 Akteure
gestalten große Musical-Aufführung an der Schule am Pulvermaar
Stell dir vor, du bist auf deiner Arbeitsstelle oder in der Schule, die Leute um dich herum sind schlecht gelaunt und ganz plötzlich bist du im Orient und sollst dort Prinz werden.
Genau dies passiert Schmitz, einer der Hauptfiguren in der Geschichte „Perisade-Verpennt im Orient“, die an dem Musical „Perisade“ von Kurt Gäble orientiert ist: Gerade noch saß Schmitz an seinem Schreibtisch und wurde von seinem Chef Trampel und dessen Assistentin Zick so richtig runter geputzt. Beim nächsten Augenaufschlag ist aus der tristen Umgebung des Büros die orientalische Stadt Samarkand geworden und der Büroangestellte Schmitz soll zum Prinzen Farid gekrönt werden.
Zuerst fühlt er sich in der neuen Umgebung nicht wohl, das Gewand des Prinzen versöhnt ihn aber schnell mit seiner neuen Rolle und schon bald möchte er Hochzeit feiern mit der schönen Prinzessin Perisade.
Diese sehr emanzipierte Tochter des Kalifen möchte sich aber nicht einfach ungefragt verheiraten lassen. Sie hatte schon immer ihren eigenen Willen und den Wunsch, selbstbestimmt zu leben. Verkleidet möchte sie den neuen Prinzen Farid in Augenschein nehmen. Bei diesem Versuch wird sie allerdings von einer Räuberbande entführt, die ihren Vater und den Prinzen dann mit einer Lösegeldforderung erpressen.
Das wahre Gesicht des Prinzen Farid erkennt Perisade, als er sie mutig aus dem Turm befreit, in dem die Räuber sie gefangen halten.
Wie in jedem schönen Märchen finden die Liebenden zusammen und werden Hochzeit feiern.
Die mitreißende Geschichte des Angestellten Schmitz, der den Fesseln seines Alltags entkommt und der schönen Prinzessin Perisade, die sich ebenfalls den gesellschaftlichen Normen und den Erwartungen, die an sie gestellt werden, widersetzt, wurde an drei aufeinanderfolgenden Tagen in der Mehrzweckhalle der Schule am Pulvermaar Gillenfeld zur Aufführung gebracht.
Unter der Gesamtleitung von Ralf Mayer intonierte und inszenierte ein Ensemble aus zahlreichen Solisten, Schauspielern, Musikern, Tänzern und Chorsängern ein grandioses Musical. Dabei setzte sich der Großchor aus dem 180-köpfigen Schülerchor der Schule am Pulvermaar, aus dem Erwachsenenchor Gillenfeld, aus dem Kinderchor Gillenfeld und aus dem Kinder- und Jugendchor Hasborn zusammen. Es tanzten die Tanzgruppen der Grundschule und der Realschule plus und die Tanzgruppe ChaKaLeSa. Der Musikverein Gillenfeld 1885 e.V. bildete das Musicalorchester, das sich in monatelanger Arbeit den abwechslungsreichen Mix aus orientalischen Klängen, Swing und Rock-Musik aneignete.
Orchestermusik und Chorgesänge, Tanzgruppen und nicht zuletzt die Darstellerinnen und Darsteller nahmen gleich dreimal die Zuschauerinnen und Zuschauer in der bis auf den letzten Platz besetzten Mehrzweckhalle mit auf die Reise aus dem tristen Büro in die schillernde und farbenfrohe Stadt Samarkand.
Junge und ältere Menschen engagierten sich gleichermaßen und gemeinsam bei diesem Großprojekt. In gleich mehreren Fällen kam es sogar vor, dass drei Generationen in den unterschiedlichen Ensembles mitwirkten.
Eine solche Aufführung bedarf einer umfangreichen Vorbereitung und so beschäftigten sich der Musikverein Gillenfeld und die Klassenstufen 1 bis 7 der Schule am Pulvermaar bereits mit den Vorbereitungen auf die Aufführung, als der heiße Sommer 2018 noch in seinen letzten Zügen lag.
Das klangliche Gewand des Morgenlandes mit seinen für unsere Ohren erst einmal ungewohnten Tonfolgen musste erarbeitet werden. Der riesige Chor probte zuerst einmal in unterschiedlichen kleinen Gruppen. Die Solisten übten ihre Texte und Lieder, die Tanzgruppen probten in Arbeitsgemeinschaften, Helfer kümmerten sich um Technik, Bühne, Kostüme und Requisiten. Erst in den Wochen vor der Aufführung setzte Dirigent Ralf Mayer, Musiklehrer an der Schule am Pulvermaar und musikalischer Leiter des Musikvereins Gillenfeld, die einzelnen Puzzlestücke nach und nach zu einem großen Ganzen zusammen. Die monatelange Vorbereitung und Planung ging auf: Alle Beteiligten hatten ihren Part verinnerlicht und ergänzten einander zu einem Gesamtkunstwerk.
Der Musikverein am Platz im Orchestergraben, die Sängerinnen und Sänger des Chores auf den Podesten rechts und links der Bühne und die Darsteller, Tänzer und Solisten auf der erhöhten Bühne: Allein dieser Anblick ließ schon nach dem Einzug und Aufstellung der Personalia Großes vermuten.
Honoriert wurde die Leistung alleine schon durch die Anwesenheit von mehreren hundert Zuschauern am Wochenende der Aufführung. Gekrönt wurde diese Anerkennung durch den frenetischen Applaus, der nach jeder Vorstellung die Begeisterung und den Dank des Publikums zum Ausdruck brachte.
Die gelungenen Aufführungen durften dann auch mit allen Beteiligten gefeiert werden: „Lasst uns singen, tanzen, schmausen!“ – so heißt es schließlich nicht nur im Schlusslied des Musicals. Und auch wenn am Montag nach der letzten Vorstellung die Requisiten bereits wieder verstaut sind und die Bühne abgebaut ist, so bleibt der Überraschungsbesuch in der orientalischen Stadt Samarkand doch allen Beteiligten und Zuschauern nachhaltig in Erinnerung.